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The Tyranny of Merit - Vom Ende des Gemeinwohls

Eine Veranstaltung aus der Reihe „Von unterm Strich zähl ́ ich zum neuen ›Wir‹“

TERMIN:
So. 03. Oktober 2021
BEGINN:
11.30 Uhr

Der US-amerikanische Philosoph und Professor Michael Sandel analysiert in seinem Buch „Vom Ende des Gemeinwohls“1 eindrucksvoll, wie sich die USA und Westeuropa in den ver- gangenen Jahrzehnten zu Leistungsgesellschaften entwickelt haben. Diese sogenannte Meritokratie baue auf dem Mythos auf, dass jeder Mensch mit harter Arbeit alles erreichen könne; Positionen und gesellschaftliche Anerkennung werden daher nach (vermeintlicher) Leistung vergeben. Die Fokussierung auf diese angeblich objektive und chancengleiche Leistung habe laut Sandel zu massiven Spannungen und Spaltungen in der Gesellschaft geführt. Er beschreibt, wie der Brexit, die Wahl von Trump und das Erstarken von rechtspopulisti- schen Politiker*innen und Parteien in Europa unter diesem Gesichtspunkt zu bewerten sind. Wir hätten akzeptiert, in dieser Leistungsgesellschaft zu leben, obwohl diese immer weiter zur Spaltung unserer Gesellschaft(en) führen werde.

Im Jahr 2020 haben die Gäste der ersten Veranstaltung der Veranstaltungsreihe am Tag der Deutschen Einheit über eine mögliche Entwicklung vom ›Ich‹ zum ›Wir‹ sowie zunehmende Risse in der Gesellschaft diskutiert. Dieses Jahr wird die Veranstaltung kurz nach der Bun- destagswahl und somit in einer Phase des Umbruchs des Parteiensystems stattfinden. Auch die Hochphase der Corona-Krise wird zumindest in Deutschland vorbei sein, sie hat uns je- doch deutlich gesellschaftliche Spaltung und soziale Verwerfungen gezeigt. Die Diskussio- nen zum ›Wir‹ werden dieses Jahr aufgegriffen und in einem größeren sozialwissenschaft- lich-wirtschaftlichen Zusammenhang betrachtet. Welche Probleme hat die Leistungsgesell- schaft hervorgerufen und wohin wird sich das Gemeinwohl entwickeln? Welche Vorschläge hat Michael Sandel dazu?

Michael Sandel wird in einem Input-Vortrag die wichtigsten Themen und Thesen seines Bu- ches vorstellen. Dies dient als Grundlage für die folgende Podiumsdiskussion und für Anmer- kungen und Fragen aus dem digitalen und analogen Publikum: Professor Wilfried Hinsch vom Wissenschaftsforum zu Köln und Essen wird seine philosophischen Analysen zum Thema einbringen. Gemeinsam mit einer US-amerikanischen Sprecherin mit politischem Hin- tergrund, sowie Martin Schulz, Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung und Michael Sandel werden die Themen und Thesen diskutiert und ergänzt. Auch den Beiträgen und Fragen aus dem digitalen sowie analogen Publikum wird genügend Raum gegeben. Die Veranstaltung wird auf Englisch durchgeführt und moderiert.